Gelber Turmalin
Der Turmalin ist ein wahres Wunderwerk der Farben. Es gibt ihn nicht nur in Grün, Rot, Blau, Gelb, Farblos und Schwarz, sondern auch als vielfarbigen oder scheinbar farbwechselnden Edelstein oder als Katzenauge. Sie sind außerdem in unzähligen Farbmischungen in allen Nuancen und Tiefen und einigen sehr ungewöhnlichen Farbtönen erhältlich. Doch bis vor kurzem gab es eigentlich keine reinen gelben Steine in der reichen Farbpalette des „Edelsteins des Regenbogens“. Die meisten der gefundenen gelben Turmaline hatten einen leichten Stich ins Braun. Aber der Turmalin hat nicht nur viele verschiedene Farben; er ist auch ab und an für eine Überraschung gut, wie zum Beispiel zu Beginn der 1990er Jahre als plötzlich einige fantastische blaugrüne Turmaline aus Paraiba in Brasilien auf den Markt kamen.
Dieser bunte Edelstein überrascht die Welt immer wieder mit einer neuen Sorte, dieses Mal ist es ein Gelbe: im südlichen Ostafrika in Malawi wurde im Herbst 2000 ein Edelstein-Vorkommen mit einigen wunderbaren gelben Turmalinen gefunden. Das frische Frühlingsgelb dieser Turmaline ist klar und rein und hat nur einen sehr feinen Hauch von Grün. Nun kennt man die neuen Turmaline unter dem Handelsnamen „Kanarienvogel“.
Dies ist eine besonders interessante Art des Turmalins. Für die elektrisierende gelbe Farbe sind Spuren von Magnesium verantwortlich. Nicht alle Rohkristalle zeigen bereits beim Auffinden das leuchtende Gelb, ein Teil der Steine muss vor dem Bearbeiten für einige Zeit in einem ca. 700 Grad Celsius heißen Brennofen gebrannt werden. Ohne diese Behandlung hätten sie einen leichten Braunstich. Das Brennen ist nur deshalb erfolgreich, weil Turmaline typischerweise aus verschiedenen Blickwinkeln unterschiedliche Farben und Farbintensitäten zeigen. Durch die Hitzebehandlung wird das leichte Braun in das begehrte strahlende Gelb umgewandelt. Diese Art der Behandlung ist irreversibel, wird üblicherweise aber bei vielen Edelsteinen durchgeführt.
Große gelbe Turmaline werden in Malawi selten gefunden, nur etwa 10 Prozent der Ausbeute hat überhaupt Edelsteinqualität. Nach dem Schleifen wiegen mehr als 95 Prozent der Steine weniger als ein Karat. Allerdings haben sie wunderbare Trageeigenschaften. Wie alle Turmaline haben die kanariengelben Schönheiten aus Malawi eine gute Härte von 7 bis 7,5 auf der Mohs Skala.
Eine weitere Besonderheit die diese Edelsteine von anderen unterscheidet ist ihr feiner Geruch. Der Geruch ist so fein, dass der Träger des Stein ihn nicht bemerkt, aber der Schleifer wird ihn wahrnehmen! Während er den Rohkristallen mit ruhiger Hand ihre endgültige Form gibt und dabei sorgfältig darauf achtet, dass das frische Gelb bestmöglichst zur Geltung kommt, strömt der feine Duft der Steine aus. Erfahrene Schleifer bearbeiten diese Edelsteine daher besonders gerne: es sind die einzigen Edelsteine die gut riechen.
Warum kann ein Edelstein riechen? Die Erklärung ist einfach: Turmalinkristalle sind an der Fundstelle oft in ein schwarzes Material eingebettet das vor dem Bearbeiten entfernt werden muss. Eines Tages entdeckte der Besitzer einer Edelsteinmine in Malawi, dass das unerwünschte schwarze Material leichter entfernt werden kann, wenn die rohen Kristalle zuerst in Wasser gekocht werden dem Zitronensaft beigemischt wird. Seitdem haben die gelben Turmalinkristalle aus Malawi nicht nur die angenehme Farbe frischer Zitronen, sondern auch ihren Duft. Zumindest bis zu dem Moment in dem das Bearbeiten beginnt.