Rubin

Rubin

Welche Farbe würden Sie spontan mit Liebe und Lebendigkeit, Leidenschaft und Macht assoziieren? Es ist offensichtlich, nicht wahr? Rot! Rot ist eine starke Farbe. Sie symbolisiert die Liebe und strahlt Wärme und Vitalität aus. Rot ist auch die Farbe des Rubins, dem König der Edelsteine. In der faszinierenden Welt der Edelsteine ist der Rubin der unangefochtene Herrscher.

Seit Tausenden von Jahren gilt der Rubin als einer der wertvollsten Edelsteine der Erde. Er hat alles, was ein Edelstein haben sollte: eine herrliche Farbe, ausgezeichnete Härte und hervorragende Brillanz. Darüber hinaus ist er ein extrem seltener Edelstein, insbesondere in feineren Qualitäten.

Lange Zeit wurde Indien als das klassische Herkunftsland des Rubins betrachtet. In den großen Werken der indischen Literatur entstand über einen Zeitraum von mehr als zweitausend Jahren ein reicher Wissensschatz über Edelsteine. Der heute genutzte Mineralname „Korund“ leitet sich aus dem Sanskrit-Wort „kuruvinda“ ab. Das Sanskrit-Wort für Rubin ist „ratnaraj“, was soviel wie „König der Edelsteine“ bedeutet. Und die Inder bereiteten den Steinen in der Tat einen königlichen Empfang. Immer wenn ein besonders schöner Rubinkristall gefunden wurde, schickte der Herrscher hohe Würdenträger aus um den Edelstein in Würde willkommen zu heißen. Heute noch schmücken Rubine die Insignien vieler königlicher Familien. Aber sind alle diese Rubine wirklich echt? Lesen Sie weiter, um mehr zu erfahren!

Nur ein wenig Chrom …

Rubin ist die rote Variante des Minerals Korund, eines der härtesten Mineralien der Welt. Auch Saphire sind aus Korund. Reines Korund ist farblos. Leichte Spuren von Elementen wie Chrom, Eisen, Titan oder Vanadium sind für die Farben verantwortlich. Korund-Edelsteine haben eine ausgezeichnete Härte. Auf der Mohs-Skala sind sie mit dem Wert 9 das zweit-härteste Element nach dem Diamant. Nur der rote Korund darf Rubin genannt werden, alle anderen Farben werden als Saphire eingestuft. Die enge Beziehung zwischen dem Rubin und dem Saphir ist erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts bekannt. Bis dahin glaubte man, dass der rote Granat oder der rote Spinell ebenfalls Rubine seien (daher werden auch einzelne Steine der britischen Kronjuwelen wie zum Beispiel der „Der Rubin des Schwarzen Prinzen“ als Rubine bezeichnet obwohl sie eigentlich Spinelle sind).

Rubin, diese herrliche rote Varietät der bunten Korund-Familie, besteht aus Aluminiumoxid und Chrom sowie – je nach Herkunft des Steins – sehr feinen Spuren anderer Elemente. In wirklich feinen Farben und guter Transparenz wird dieser Edelstein nur sehr selten in den Bergwerken der Welt gefunden. Paradoxerweise ist eigentlich das Farbelement Chrom für diese Knappheit verantwortlich. Vor Millionen von Jahren, als die Edelsteine tief in dem Kern der Erde entstanden, war Chrom das Element, dass dem Rubin seine wunderbare Farbe gab. Aber zur gleichen Zeit ist Chrom auch für eine Vielzahl von Spalten und Rissen in den Kristallen verantwortlich. Nur sehr wenige Rubinkristalle fanden Bedingungen vor, in denen sie ungestört wachsen, kristallisieren und perfekte Edelsteine bilden konnten. Aus diesem Grund sind Rubinen von mehr als 3 Karat Größe sehr selten. Daher ist es kein Wunder, dass Rubine mit wenig Einschlüssen so wertvoll sind und Steine mit guter Farbe und Größe auf Auktionen höhere Verkaufspreise als Diamanten der gleichen Kategorie erzielen.

Manche Rubine zeigen einen wundervollen seidigen Glanz, den sogenannte „Seidenglanz“ des Rubins. Dieses Phänomen wird durch sehr feine Einschlüsse aus Rutil verursacht. Und hin und wieder wird ein seltener Sternrubinen gefunden. Auch daran ist das Mineral Rutil beteiligt: Überschneiden sich die Rutileinlagerungen sternförmig, verursacht die hohe Lichtbrechung des Rutils den Effekt der von Experten Asterismus genannt wird. Wenn man Rubinen dieser Art als halbkuppelförmige Cabochons schneidet, zeichnet sich auf deren Oberfläche ein sechsspeichiger Stern ab der auf magische Weise über die Oberfläche des Steins zu gleiten scheint, wenn man ihn bewegt. Sternrubinen sind kostbare Raritäten. Ihr Wert hängt allerdings von der Schönheit und Attraktivität der Farbe und, wenn auch nur in geringem Maße, von ihrer Transparenz ab. Wertvolle Sternrubinen haben vollständig ausgebildete Strahlen die auf einer imaginären horizontalen Linie durch die Mitte des Steins verlaufen. Der Stern selbst sollte sich direkt im Zentrum befinden.

Rubinrot bedeutet Leidenschaft

Rot steht für Rubin. Rubinrot! Das Wichtigste an diesem Edelstein ist seine Farbe. Es hat seinen Grund, dass die Bezeichnung Rubin von dem lateinischen Wort „Rubens“ abgeleitet wurde und „Rot“ bedeutet. Das Rot des Rubins ist unvergleichlich: warm und feurig. Zwei magische Elemente werden der Symbolik dieser Farbe zugeordnet: Feuer und Blut, also Wärme und Leben. Rubinrot ist also nicht irgendeine Farbe, nein, es ist eine absolut unverdünnte, heiße, leidenschaftliche, kraftvolle Farbe. Wie kein anderer Edelstein ist der Rubin die perfekte Möglichkeit, mächtige Gefühle auszudrücken. Statt als Symbol für eine ruhige, kontrollierte Zuneigung steht ein mit einem kostbaren Rubin besetzter Ring für die leidenschaftliche, ungezügelte Liebe.

Geburtsorte der feinen Rubinen

Welches ist das schönste Rubinrot? Gute Frage. Das Rot eines Rubin beinhaltet je nach seiner Herkunft sehr unterschiedliche Nuancen. Die Spannweite dieser Nuancen ist sehr breit und könnte vielleicht mit Hotelkategorien verglichen werden, von einem einfachen Gasthaus bis hin zur Luxus-Unterkunft. Wenn sich Edelstein-Experten zum Beispiel auf einen „burmesischen Rubin“ beziehen, sprechen sie über die Top-Luxus-Kategorie. Allerdings bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass der Stein birmanischen Ursprungs ist. Es ist im Grunde ein Hinweis auf die Tatsache, dass die Farbe des Rubins den Steinen entspricht, die in der Regel in den berühmten Lagerstätten in Burma (heute Myanmar) gefunden werden: ein reiches, volles Rot mit einem leicht bläulichen Stich. Die Farbe wird manchmal auch „taubenblutrot“ genannt, aber der Begriff „birmanische Farbe“ ist eine treffendere Bezeichnung. Kenner werden diese sofort mit dem legendären „Mogok stone tract“, dem Edelstein-Zentrum Mogok im Norden Myanmars assoziieren. Hier liegen die berühmtesten Rubinvorkommen des Landes in einem Bergtal von hohen Gipfeln umgeben. Sorgfältig werden die Edelsteine von unwiderstehlicher Leuchtkraft ans Licht des „Tals der Rubine“ gebracht. Leider sind Steine mit wirklich guten Eigenschaften aber auch hier recht selten. Die Farbe eines burmesischen Rubins wird als außergewöhnlich lebendig angesehen. Es wird gesagt, dass seine einzigartige Brillanz bei jedem Licht, sei es natürlich oder künstlich, voll zur Geltung kommt.

Die Reise zu den wichtigsten Rubinvorkommen der Welt führt uns weiter in die kleine Stadt Mong Hsu im Nordosten von Myanmar. Hier liegen die wichtigsten Rubinvorkommen der neunziger Jahre. Ursprünglich wurde angenommen, dass sich diese Rubine kaum für einen Einsatz im Schmuckbereich eignen. Unbehandelte Mong Hsu Rubinkristalle scheinen eigentlich zweifarbig zu sein: von einem lila bis schwarzen Kern hin zu einer hellroten Oberfläche. Nur weil entdeckt wurde, dass der dunkle Kern durch Wärmebehandlung tiefrot erstrahlt, fanden Rubine aus Mong Hsu ihren Weg auf dem Schmuckmarkt. Heute gehören die Mong Hsu Edelsteinminen noch immer zu den wichtigsten Rubin-Lieferanten. Sie liefern wärmebehandelte Rubine in kommerzieller Qualität in Größen zwischen 0,5 und 3 Karat.

Rubinvorkommen gibt es auch im benachbarten Vietnam, nahe der chinesischen Grenze. Rubine vietnamesischer Herkunft haben im Allgemeinen einen etwas violetten Farbton. Rubine aus Thailand, einem weiteren klassischen Lieferanten, strahlen oft in einem dunkleren Rot welches in Richtung Braun tendiert. Der siamesische Rubin liegt mit seiner Farbe – ein elegant gedecktes Tiefrot – bei der Schönheit an zweiter Stelle hinter den birmanischen Steinen und ist besonders beliebt in den USA. Ceylon-Rubine sind heute sehr selten geworden und wirken hellrot wie reife Himbeeren.

Weitere Rubinvorkommen gibt es zum Beispiel im Norden Pakistans im Hunza-Tal, in Kaschmir, Tadschikistan, Laos, Nepal und Afghanistan. Aber Rubine finden sich auch in Indien. In den Bundesstaaten Mysore und Orissa gibt es Minen mit relativ großen Kristallen. Diese Kristalle haben viele Einschlüsse, aber sie sind dennoch hervorragend geeignet um sie zu Perlen oder zu Cabochons zu verarbeiten.

In letzter Zeit haben die Menschen begonnen, über Ost-Afrika als eine Quelle von Rubinen zu sprechen. Gleich nach ihrer Entdeckung in den 1960er Jahren überraschten Rubine aus Kenia und Tansania die Experten durch ihre schöne, starke Farbe, die von hell- bis dunkelrot variieren kann. Aber auch in den afrikanischen Minen sind schöne und klare Rubinen von guter Farbe, Reinheit und Größe sehr selten. Normalerweise werden hier Kristalle abgebaut, die lediglich von einer durchschnittlichen Qualität sind.

Oberflächenfarbe ist (fast) alles

Wie gesagt, Farbe ist das wichtigste Merkmal eines Rubins. Seine Transparenz ist nur von untergeordneter Bedeutung. Einschlüsse beeinträchtigen die Qualität eines Rubins nur dann, wenn sie die Transparenz des Stein verringern oder direkt in seinem Zentrum liegen. Die Einschlüsse innerhalb eines Rubins sind wie sein „Fingerabdruck“. Sie stehen für seine Individualität und dienen als Beweis für seine Echtheit und seinen natürlichen Ursprung. Der Schnitt ist allerdings von wesentlicher Bedeutung: nur ein perfekter Schnitt bringt die Schönheit dieser wertvollen und kostbaren Steine in einer Weise zur Geltung, die dem „König der Edelsteine“ gerecht wird. Allerdings ist ein wirklich perfekter Rubin so selten wie die vollkommene Liebe. Wenn Sie einen, finden wird er Sie ein kleines Vermögen kosten. Dennoch sollten Sie nicht zögern: Wenn Sie Ihren perfekten Rubin gefunden haben, schmücken Sie sich damit!