Jade – Ein einzigartiger Mythos
Jade – ein Edelstein mit einzigartiger symbolischer Energie und von unzähligen Mythen umgeben. Durch seine Schönheit und seine Präsenz hat Jade seit Jahrtausenden eine ganz spezielle Anziehungskraft auf die Menschen.
Dieses Schmuckstück, dem Menschen seit etwa 7.000 Jahren bekannt, mit seinem dezenten aber eher fettigen Glanz, gibt es nicht nur in vielen feinen Grünnuancen, sondern auch in den Farben Weiß, Grau, Schwarz, Gelb, Orange und in zarten violetten Tönen. In der Vorzeit wurde Jade eher für seine Stabilität geschätzt, diese machte es zu einem idealen Material für die Herstellung von Waffen und Werkzeugen. Doch schon 3.000 v.Chr. wurde Jade in China als „Yu“, also „königlicher Edelstein“ bezeichnet. In der langen Geschichte der Kunst und Kultur des riesigen chinesischen Reiches hat Jade schon immer eine ganz besondere Bedeutung, in etwa vergleichbar mit der von Gold und Diamanten im Westen. Jade war nicht nur Material für feinste Objekte und Relikte, sondern auch Grabbeigabe für hochrangige Mitglieder der kaiserlichen Familie. Heute noch gilt dieser Edelstein als Symbol des Guten, Schönen und Kostbaren. Er verkörpert die konfuzianischen Tugenden Weisheit, Gerechtigkeit, Mitgefühl, Bescheidenheit und Mut, aber er symbolisiert auch die weibliche Erotik. Ein Besuch der Jade-Märkte in Hongkong oder Rangoon oder eine Teilnahme an der von Christie’s organisierten Hong Kong Jade-Auktion kann einem eine Vorstellung davon geben, wie viel dieser Edelstein den Menschen in Asien bedeutet.
Auch die Mayas, Azteken und Olmeken Mittelamerikas verehrten und schätzten Jade bereits in der präkolumbianischen Zeit mehr als Gold. Das Schnitzen von Waffen und Figuren aus unbearbeitetem Jade hat bei Neuseelands Maoris eine lange, bis heute anhaltende Tradition. Im alten Ägypten wurde Jade als Stein der Liebe, des inneren Friedens, der Harmonie und der Ausgeglichenheit verehrt. In anderen Regionen und Kulturen wurde Jade als Glücks- oder Schutzstein angesehen; hatte jedoch bei weitem nicht die Bedeutung wie in Asien, was vermutlich auch an mangelndem Wissen über diesen faszinierenden Edelstein lag. Glücklicherweise hat sich in der letzten Zeit der Wissensstand über dieses Juwel, welches nicht nur Kenner durch sein perfektes Zusammenspiel von Härte und einer zauberhaften Auswahl an Farben und feinem Glanz fasziniert, jedoch verbessert; seine Wertschätzung steigt auf der ganzen Welt stetig.
Was ist Jade?
Jade, oder Yu wie es in China genannt wird, ist streng genommen ein Oberbegriff für zwei unterschiedliche Edelsteine: Nephrit und Jadeit. Der Name Nephrit leitet sich von dem spanischen „Piedra de ijada“ für „Lendenstein“ ab (Jade war bei Indianern in Südamerika als Heilmittel für Nierenleiden bekannt). Aufgrund seiner nierenstärkenden Wirkung wurde der Stein auch „lapis nephriticus“ genannt, daraus entwickelte sich der Ausdruck „Nephrite“.
Sowohl Jadeit als auch Nephrit werden in China als „zhen Yu“ – „echter Jade“ angesehen. Auf Grund ihrer beträchtlichen Ähnlichkeit bei Aussehen, Härte und Verarbeitungseigenschaften begannen Mineralogen und Gemmologen erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts damit, zwischen ihnen zu unterscheiden. Da beide aus dichten, feinfaserig verfilzten Mineralstoffen bestehen sind sie sehr stabil, aber sie unterscheiden sich in ihrer chemischen Zusammensetzung und der abweichenden Farbe voneinander. Die Farbpallete des Nephrit reicht von mittel- bis dunkelgrün oder graugrün, er kann aber auch weiß, gelblich oder rötlich sein. Der seltenere und ein wenig härtere Jadeit ist nicht nur grün, sondern auch weiß, rosa, rot, schwarz, braun oder veilchenfarben. Bei beiden Mineralien ist die Farbverteilung sehr unterschiedlich. Nur in allerfeinstem Jade ist die Farbe gleichmäßig verteilt. Sowohl Nephrit als auch Jadeit ist oft mit Adern, Flecken oder Streifen durchzogen, dies wird allerdings nicht immer als Fehler angesehen. Im Gegenteil, einige dieser Muster gelten als besonders wertvoll.
Jade: vom Rohstoff bis zum fertigen Produkt
Jadeit ist seltener und daher wertvoller als Nephrit. Nephrit-Vorkommen gibt es in China, Neuseeland, Russland, Guatemala und den Schweizer Alpen. Dunkelgrüner Jade, sogenannter „Kanada-Jade“, wird in West-Kanada gefunden. Jadeit kommt aus China, Russland und Guatemala. Die besten Steine stammen aber aus Burma, dem heutigen Myanmar. Dort werden beim jährlichen „Gems, Jade and Pearls Emporium“ Blöcke aus Jade in allen Größen versteigert. Beim Kauf der Rohstoffe brauchen die Händler eine gehörige Portion Glück: die Knollen, Blöcke und Fragmente werden entweder nur ganz oder in Scheiben geschnitten verkauft und haben nur ein sehr kleines angeschliffenes Fenster. Der Käufer kann also nicht genau sehen, was sich im Inneren versteckt: wertvoller grüner Jade oder fast wertloses, gesprenkeltes oder streifiges Material. Erst wenn der eigentliche Schleifvorgang beginnt, offenbart sich die wirkliche Qualität.
In den Jade-Schleifzentren von Kanton, Peking und Hongkong wird das Rohmaterial mit Carborundum und Diamantpulver bearbeitet. Da Jade in der Regel nicht transparent ist aber einen feinen Glanz hat, eignet sich die Form Cabochon besonders gut. Auch dünne Scheiben die als Anhänger getragen werden und Jade-Armbänder sind sehr beliebt. Kombinationen aus runden, zylindrischen und flachen Formen ergeben exklusive und attraktive Jadeketten. Traditionell wird Jade in Form von feinen Figuren, filigranen Bildern oder dünnwandigen Gefäßen verarbeitet. Dies wird manchmal fälschlicherweise als Jadeschnitzen bezeichnet. Dabei wird bei dieser Form der Bearbeitung eigentlich unerwünschtes Material abgeschliffen und der Stein anschließend poliert. Dabei wird noch einmal der feine Unterschied zwischen Nephrit und Jadeit deutlich: während polierter Nephrit eine Oberfläche mit einem wachsartigen Glanz hat, scheint Jadeit nach dem Polieren fast wie ein Spiegel zu glänzen.
Was zeichnet guten Jade aus?
Für Sammler und Schmuckliebhaber ist Jade ein faszinierender Edelstein. In Asien wird er vor allem als Antiquität gesammelt. Neben der Qualität und der Verarbeitung des Edelsteins spielen auch Religion und Glaube eine wichtige Rolle. Im Westen sammeln manche Leute Jade bevorzugt in Form von Schnupfboxen, Zigarettenspitzen, kleinen Schüsseln oder Ringen. Da jeder Sammler seinen eigenen Geschmack und seine eigenen Vorlieben in Bezug auf Farbe, Stil und Form hat ist eine Kaufberatung definitiv keine einfache Angelegenheit.
Allerdings ist Jade nicht nur in seiner traditionellen Aufmachung ein wunderbares Kleinod, sondern auch in modernen Designs. Vor allem in den letzten Jahren haben kreative Schmuck- und Edelsteinproduzenten mit einigen wundervollen, modernen Schmuckdesigns den eher traditionellen Ruf des Jade kräftig aufpoliert.
Im allgemeinen wird der Wert von Jade anhand der Farbe, der Intensität dieser Farbe, der Lebhaftigkeit, der Struktur, der Reinheit und der Transparenz ermittelt. Die Farbvorlieben variieren jedoch sehr stark von Region zu Region und Kultur zu Kultur. Allein beim grünen Jade unterscheiden die Experten zwischen den sieben wichtigsten Farbqualitäten: vom intensiven, gleichmäßigen Grün des Imperial-Jade über Apfelgrün und Spinatgrün bis hin zu helleren und stärker gefleckten Grüntönen. Da diese speziellen Nuancen häufig ineinander übergehen, können sie durch ein ungeübtes Auge kaum erkannt werden. In den USA und Europa werden Smaragdgrün, Spinatgrün und Apfelgrün als besonders wertvoll angesehen. Im Fernen Osten schätzt man andererseits reines Weiß oder ein feines Gelb mit einem zarten rosa Unterton. In der Schmuckwelt sind die feinen violetten Nuancen des Lavendel-Jade sehr beliebt. Den höchsten Preis erzielt jedoch das seltene Smaragdgrün des Imperial-Jade, welches sich durch seine unglaubliche Tiefe auszeichnet. Leider werden nicht nur hochqualitative und natürliche Jade zum Verkauf angeboten. Da oft gefälschte, qualitativ minderwertige Produkte oder eingefärbte und anderweitig behandelte Steinen auf dem Markt herrumschwirren ist es ratsam, echten Jade nur bei seriösen Händlern und Juwelieren zu kaufen, egal ob der Kauf für eine Sammlung oder die Herstellung eines individuellen Schmuckstücks gedacht ist.
Symbolische Energie und Schönheit, Tradition und Moderne, alles wird in Jade auf besonders harmonische Weise kombiniert. Edelsteintherapeuten sagen, dass Jade einerseits die Kreativität und geistige Beweglichkeit stimuliert und andererseits eine ausgleichende und harmonisierende Wirkung hat. Dieser schöne Edelstein bringt uns also gleichzeitig Freude, Lebenslust und Zufriedenheit – was könnte man sich mehr wünschen?