Bernstein – Das „Jurassic Park“-Juwel
Dinosaurier sind seit ihrer Hauptrolle in dem Film Jurassic Park beliebter als je zuvor. Gerade der erste Teil der Filmreihe führte weltweit zu einem starken Anstieg der Nachfrage nach Bernsteinschmuck. Obwohl Bernstein wahrscheinlich schon immer von Menschen als Schmuck genutzt wurde war die Nachfrage zuletzt eher gering. Bis Millionen von Menschen 1993 in dem Film Jurassic Park sahen, wie aus einer im Bernstein konservierten Mücke Dinosaurier-DNA extrahiert wurde.
Millionen von Menschen lernten durch den Film, dass es sich bei Bernstein um versteinertes Kiefernharz handelt, welches alt und wertvoll und wie ein antikes Andenken der Erdgeschichte ist.
Die Nachfrage nach Bernstein mit im Inneren eingeschlossenen Insekten stieg nach dem Film besonders stark an. David Federman, Autor des „Modern Jeweler’s Consumer Guide to Colored Gemstones“ sagt über Bernstein, dass es wie eine Zeitkapsel ist, die die Natur selbst hergestellt und in der Erde platziert hat. „Es hat dazu beigetragen, dass Paläontologen das Leben auf der Erde in seiner Ur-Phase rekonstruieren konnten. Mehr als 1.000 ausgestorbenen Insektenarten konnten durch im Bernstein eingeschlossene Exemplare identifiziert werden“.
Die zwei Hauptexporteure von Bernstein sind die baltischen Staaten und die Dominikanische Republik. Bernstein aus den baltischen Staaten ist älter ist und wird daher auf dem Markt bevorzugt, aber das aus der Dominikanischen Republik enthält eher Insekten. Die Preise von Bernstein reichen von $ 20 bis $ 40.000 oder mehr.
Neue Bernstein-Enthusiasten haben das Glück, dass Bernstein aus dem Baltikum dank der Liberalisierung der Volkswirtschaften Osteuropas und der ehemaligen Sowjetunion heute in größerem Umfang auf dem Markt kommt als früher. Die größte Mine in der Ostseeregion liegt in Russland, westlich von Kaliningrad. Baltischer Bernstein kommt aus Litauen, Lettland, Estland, Polen und Russland. Gelegentlich werden auch Steine an den Küsten der Ostsee und in Dänemark, Norwegen und England gefunden. Andere Bernstein-Quellen sind Myanmar (ehemals Burma), der Libanon, Sizilien, Mexiko, Rumänien, Deutschland und Kanada.
Der Wunsch nach Bernstein ist nicht neu. Im heutigen Deutschland und Dänemark wurden sogar Bernsteinartefakte aus der Steinzeit gefunden.
Hergestellt von der Sonne
„Steinzeitmenschen schrieben Bernstein übernatürliche Eigenschaften zu und nutzte es, um es als Schmuck zu tragen und anzubeten“, sagt David Federman. „Bernstein hatte unter anderem für die Assyrer, Ägypter, Etrusker, Phönizier und Griechen einen großen Wert und große Bedeutung. Er kam seit der Steinzeit nie ganz aus der Mode. Zwischen 1895 und 1900 wurden ca. eine Million Kilogramm baltischen Bernsteins für die Produktion von Schmuck verwendet“.
Es gibt viele Mythen rund um die Entstehung des Bernsteins. Der antike Versdichter Ovid schrieb, dass Phaethon, ein Sohn des Helios (der Sonne), seinen Vater einmal davon überzeugen konnte, ihn für einen Tag den Wagen der Sonne durch den Himmel fahren zu lassen. Dabei kam er irrtümlich zu nahe an die Erde und versengte diese. Um die Erde zu retten, schleuderte Zeus Phaethon mit einem Blitz aus dem Himmel. Seine Mutter und Schwestern waren untröstlich wegen seines Todes und konnten nicht aufhören zu weinen. Aus Mitleid wurden sie daraufhin von den Göttern in Pappeln verwandelt, ihre von der Sonne getrockneten Tränen wurden zu gelbem Bernstein.
Die Griechen nannten Bernstein „ḗlektron“, also „von der Sonne gemacht“. Vielleicht lag das an dieser Geschichte, vielleicht liegt es auch daran, dass er sich elektrisch auflädt wenn man mit einem Tuch an ihm reibt. Homer erwähnt Bernsteinschmuck ebenfalls – Ohrringe und eine Halskette aus Bernsteinperlen – als fürstliches Geschenk in der Odyssee.
Nikias , ein anderer alter Schriftsteller, sagte, dass Bernstein die Essenz der untergehenden Sonne ist welche im Meer erstarrt und an den Strand gespült wird.
Die Römer schickten ihre Armeen um Bernsteinminen zu erobern und zu kontrollieren. Kaiser Nero war ein großer Verehrer des Bernsteins. Während seiner Herrschaft stieg der Preis für eine Bernsteinfigur, egal wie klein, laut dem römischen Historiker Plinius über den Preis eines gesunden Sklaven.
Die alten Germanen verbrannten Bernstein als Weihrauch. Daher der deutsche Name Bernstein, vom mittelniederdeutschen börnen (brennen), beziehungsweise börnesteen (also Brennstein).
Klare, farblose Bernsteine wurde wegen ihrer glatten seidigen Oberfläche im Mittelalter als das beste Material für Rosenkränze angesehen. Bestimmte Ritterorden kontrollierten den gesamten Handel, unberechtigter Besitz von rohem Bernstein war bis zum Jahr 1400 fast in ganz Europa illegal.
Welche Geheimnisse könnte der Bernstein enthalten?
Könnte eine im Bernstein eingeschlossene Mücke wirklich Dinosaurier-DNA enthalten? Die meisten Bernstein sind wohl einfach nicht alt genug. Sie entstanden vor 25. – 50.000.000 Jahren, die Dinosaurier starben aber schon am Ende der Kreidezeit, also vor über 65 Millionen Jahren aus. Die erste Blütezeit der Dinosaurier, die Jurazeit, war sogar schon vor über 144 Millionen Jahren. Allerdings berichtete Dr. Raul Cano, Molekularbiologe der California Polytechnic State University in San Luis Obispo, im Jahr 1994 in der britischen Fachzeitschrift „Nature“ davon, dass er und seine Kollegen DNA von einem Rüsselkäfer extrahieren konnten, der seit etwa 120. – 135.000.000 Jahre in Bernstein gefangen war, also seit einer Zeit in der tatsächlich Dinosaurier die Erde durchstreiften.
Dieser Bernstein aus der Unterkreide wurde durch Aftim Acra – einem Edelsteinsammler dessen Bernsteine über 700 blutsaugenden Insekten enthalten, darunter Termiten, Motten, Raupen, Spinnen, Pseudoskorpione und Mücken – in den Bergen des Libanon südlich von Beirut gefunden.