Alexandrit

Alexandrit

Dieser seltene Edelstein wurde nach dem russischen Zar Alexander II (1818-1881) benannt, denn die ersten Kristalle wurden im April 1834 fast genau an seinem Geburtstag in einer Smaragdmine in der Nähe des Tokovaya-Flusses im Ural entdeckt. Obwohl der Alexandrit ein relativ junger Edelstein ist, hat er eine wahrlich edle Geschichte. Wegen seiner Hauptfarben Rot und Grün, die Farben des alten kaiserlichen Russlands, war er der Nationalstein des zaristischen Russlands.

Schöne Alexandrite in Top-Qualität sind jedoch sehr selten und werden so gut wie nie in der modernen Schmuckproduktion verwendet. Mit etwas Glück können Sie ihn noch in antikem russischen Schmuck finden, die russischen Meisterjuweliere liebten diesen Stein. Auch Tiffany’s Meistergemmologe George Frederick Kunz (1856-1932) war vom Alexandrit so fasziniert, dass die Firma Ende des 19. Jahrhunderts einige schöne Ringserien und Platin-Ensembles mit diesem Stein produzierte. Kleinere Alexandrite wurden gelegentlich auch im viktorianischen Schmuck aus England verwendet.

Die Magie der wechselnden Farben

Das Sensationelle an diesem Stein ist jedoch seine überraschende Fähigkeit, die Farbe zu ändern. Grün oder blaugrün bei Tageslicht, wandelt sich der Alexandrit im künstlichen Licht zu einem Edelstein mit einer zart roten, purpurroten oder himbeerroten Färbung. Diese einzigartige optische Eigenschaft macht ihn zu einem der wertvollsten Edelsteine überhaupt, vor allem in guter Qualität.

Aufgrund seiner chemischen Zusammensetzung ist Alexandrite sehr selten. Er ist im Grunde ein Chrysoberyll, also Mitglied einer Mineralgruppe, die aus farblosem oder gelb-transparentem Chrysoberyll, dem Katzenauge-Chrysoberyll und dem farbwechselnden Alexandrit besteht. Er unterscheidet sich aber insofern von anderen Chrysoberyllen, dass er nicht nur Eisen und Titan, sondern auch Chrom enthält. Dieses ist für den spektakulären Farbwechsel verantwortlich. In seltenen Fällen kann auch Vanadium eine Rolle spielen. Nach der CIBJO-Nomenklatur (CIBJO = „Confédération International de la Bijouterie, Joaillerie, Orfèvrerie des Diamantes, Perles et Pierres“, also die „Internationale Vereinigung Schmuck, Silberwaren, Diamanten, Perlen und Steine“) dürfen nur Chrysoberylle mit einer deutliche wahrnehmbaren Farbänderung Alexandrit genannt werden.

Wie viele andere Edelsteine auch, entstand der Alexandrit vor Millionen von Jahren in einer sehr unruhigen Phase der Erdgeschichte. Aber im Gegensatz zu vielen anderen Edelsteinen erforderte seine Entstehung spezifische geologische Bedingungen. Die chemischen Elemente Beryllium (ein Hauptbestandteil in Chrysoberyll) und Chrom (das Färbemittel im Alexandrit) haben kontrastierenden chemischen Eigenschaften und treten in der Regel nicht zusammen in einer Gesteinsart auf. Wo diese beiden kontrastierenden Elemente durch die brodelnde Natur zufällig in Kontakt miteinander kamen musste zur Bildung von Alexandrit aber eine weitere Bedingung erfüllt werden. Das chemische Element Kieselsäure (immerhin das zweithäufigste Element in der Erdkruste) durfte nicht vorhanden sein! Dieses schier unglaubliche geologische Szenario ist in der gesamten Erdgeschichte nur sehr, sehr selten aufgetreten. Daher sind Alexandrit-Kristalle so exklusiv.

Nicht mehr nur aus Russland

Russland blieb lange die primäre Quelle des Alexandrit, auf dem Markt waren nur Edelsteine aus den Bergwerken des Urals erhältlich. Als die russischen Vorkommen erschöpft schienen wurde das Interesse an den einzigartigen Farbwundern kleiner – zumal Alexandrite aus anderen Minen fast nie die begehrte Farbänderung aufwiesen. Aber die Situation änderte sich schlagartig als 1987 Alexandrite in Minen nahe Hematita in Brasilien entdeckt wurden. Die brasilianischen Alexandrite zeigten sowohl einen gut wahrnehmbaren Farbwechsel als auch eine gute Transparenz und Farbtiefe. Der etwas in Vergessenheit geratene Wunderstein erhielt so einen neuen Schub. Zwar ist das Grün der brasilianischen Steinen nicht so stark wie das der russischen Alexandrite, doch ihr Farbwechsel ist deutlich erkennbar. Heute ist Hematita in wirtschaftlicher Hinsicht eines der wichtigsten Alexandrit-Vorkommen. Gelegentlich werden dort sogar Alexandrite mit Katzenaugen-Effekt entdeckt, diesen konnte man noch nie bei einem russischen Alexandrit beobachten. Eine weitere Alexandrit-Quelle ist Sri Lanka, diese Steine unterscheiden sich aber durch ihren Farbton von den russischen Alexandriten. Im Tageslicht wirken sie zwar blaugrün, bei Kunstlicht erscheinen sie aber eher braunrot bis lila. Auch in Tansania, Indien, Burma, Madagaskar und Simbabwe wurden zwischenzeitlich Alexandrit gefunden. Obwohl dieser Stein trotzdem noch immer sehr selten ist, lässt er sich über einige spezialisierte Edelsteinhändler beziehen – außerdem sind dank der verbesserten Handelsbeziehungen zwischen Russland und dem Rest der Welt auch wieder einige russische Alexandrite auf den Markt erhältlich.

Ein Edelstein für Kenner und Liebhaber

Mit seiner guten Härte von 8,5 ist der Alexandrit beim Tragen ein unkomplizierter Stein. Je deutlicher die Farbveränderung, desto wertvoller der Stein. Eine feiner Alexandrit sollte bei Tageslicht ein lebendiges Blaugrün zeigen und bei Kunstlicht Purpurrot wirken ohne unerwünschte Spuren von Braun oder Grau zu zeigen. Wenn der Stein unzweifelhaft aus Russland kommt, sprechen wir von einer echten Rarität mit enormem Wert. Hochqualitative Steine mit über einem Karat gehören zu den teuersten Edelsteinen der Welt und sind seltener als feine Rubine, Saphire oder Smaragde.

Der Alexandrit ist ein Stein für Experten, Liebhaber und Kenner, ein echter Understatement-Stein. Seine Einzigartigkeit und sein hoher Wert sind nicht auf den ersten Blick ersichtlich. Der geheimnisvolle Farbwechsel tritt nur beim Wechsel der Lichtquelle auf. Wenn Sie einen Alexandrit tragen werden Sie aber ganz und gar von diesem Edelstein fasziniert sein. Vielleicht werden Sie auch etwas von der ihm zugeschriebenen geheimnisvollen Magie fühlen. Er gilt als ein sehr positiver Stein. In kritischen Situationen soll er die Intuition des Trägers stärken und dabei helfen, dort neue Wege zu finden wo Logik nicht weiterhelfen kann. Alexandrit soll außerdem die Kreativität unterstützen und die Phantasie inspirieren.