Amethyst
Seine Farbe ist so einzigartig wie verführerisch. Dennoch wird dem Edelstein aller Edelsteine nachgesagt, seine Träger vor Verführung zu schützen. Der Amethyst ist pure Extravaganz in violett. Als einer der auffälligsten Vertreter der Quarz-Familie ist der Amethyst bei Fürsten sowohl von kirchlicher als auch weltlicher Macht begehrt. Moses beschrieb ihn als Symbol des göttlichen Geistes in den offiziellen Gewändern des Hohenpriesters der Juden. Die russische Kaiserin Katharina die Große schickte tausende Bergarbeiter in den Ural um nach dem Kristall zu suchen. Im Volksglauben bietet der Amethyst Schutz vor Trunkenheit – denn das griechische Wort „amethystos“ bedeutet in der Übersetzung „nicht betrunken“. Ein passenderen Stein für den Monat Februar, in dem bekanntlich Karneval gefeiert wird, werden Sie also kaum finden.
In den verschiedensten Kulturen werden dem Amethyst eine Vielzahl weiterer Wunderkräfte zugeschrieben. Zum Beispiel soll er Kulturpflanzen vor Stürmen und Heuschrecken schützen, Glück im Krieg und bei der Jagd bringen, die bösen Geister abhalten und den Intellekt inspirieren. In seinen Werken spricht Plinius davon, dass dieser Edelstein, wenn er an einer Schnur aus Hundehaar um den Hals getragen wird, Schutz vor Schlangenbissen bietet. Hieronymus berichtet sogar davon, dass Adler einen Amethyst in ihrem Nest legen, um ihre Jungen vor Gefahr zu schützen. Edelsteintherapeuten sagen, dass der Amethyst eine ausnüchternde und reinigende Wirkung hat. Es wird auch gesagt, dass er die Bildung von zu viel Magensäure unterdrückt und, nach Hildegard von Bingen, zur Bekämpfung von Insektenstichen und zur Verschönerung der Haut dient. Aber der Amethyst hat nicht nur einen therapeutischen Nutzen; er wird auch als ein Stein der Freundschaft geschätzt. Da man außerdem dachte, dass der Amethyst sündhafte Gedanken vertreibt und Vertrauen und Frömmigkeit symbolisiert, besetzte er im Laufe der Jahrhunderte eine sehr prominente Stelle in den Ornamenten des katholischen Klerus. Der Amethyst war der Stein der Bischöfe und Kardinäle; wir finden ihn in den Kreuzen der Prälaten und in dem päpstlichen Ring (Italien, 15. Jahrhundert) der heute im Schmuckmuseum in Pforzheim zu sehen ist.
Allerdings stellt der schönste aller Kristallquarze die Wissenschaftler vor einige Rätsel die in der Tat bis heute noch immer nicht vollständig gelöst wurden. Der Amethyst unterscheidet sich in seiner Härte (7), seiner moderaten Brechung und seinem Gewicht nicht von anderen Quarzen, aber seine Kristallstruktur ist völlig anders, was sehr unüblich ist. Er ist aus verschiedenen Schichten mit unterschiedlicher Farbintensität aufgebaut. Dies erklärt auch, warum es trotz der zahlreichen Funde auf der ganzen Welt nur wenige große Stücke mit einer gleichmäßigen Farbverteilung gibt. Erst seit den letzten Jahren sind sich die Wissenschaftler ziemlich sicher, die eigentliche Ursache der verschiedenen Farben gefunden zu haben. Diese wird heute auf die Reaktion von bestimmten Eisenbestandteilen in Verbindung mit sich verändernder natürlicher radioaktiver Strahlung zurückgeführt.
Eine Sache die seit langer Zeit bekannt ist ist die Tatsache, dass der Amethyst seine Farbe beim Erhitzen ändert. Rauchquarz verfärbt sich bei Temperaturen von weniger als 250 Grad in ein leuchtendes gelb bis hin zu einem bräunlichen-rot, klare transparente Steine werden bei 400 Grad gelb oder farblos. Hin und wieder überrascht uns die Natur mit zweifarbigen Steinen, wie die vor kurzem in Bolivien gefunden Ametrinnuggets: eine Mineralvarietät von Quarz und eine seltene Kombination aus dem violettem Amethyst und goldgelbem Citrin in einem Stein die durch spezielle Energiezustände des Eisens entstehen. Im besten Fall können daraus flache Steine mit einem dreispeichigen Stern geschnitten werden. Das Highlight für Esoteriker ist allerdings, dass die Energiefelder durch polarisierendes Licht tatsächlich sichtbar gemacht werden können.
Einige blasse Amethysten wirken bei Tageslicht fast farblos. Der Grund dafür ist noch nicht gefunden worden, aber es ist möglich, sie mittels Radium-Strahlung neu zu färben. Da die Steine ihre Farbe verlieren können, sollte Amethyst-Schmuck nicht während des Sonnenbadens, im Solarium oder in einer Diskothek mit Schwarzlicht getragen werden. Plötzliche Temperaturveränderungen kann für die Steine ebenfalls schädlich sein.
Die Vorkommen mit der größten wirtschaftlichen Bedeutung finden sich in verschiedenen Staaten im Süden Brasiliens und im benachbarten Uruguay. Das dritte Hauptexportland ist Madagaskar. Allerdings ist dieser Edelstein auf der ganzen Welt verbreitet. Schöne Steine wurden auch in aztekischen Gräbern gefunden, deren Herkunft ist heute aber nicht mehr bekannt. Auf der kanadischen Seite des Lake Superior in Nordamerika gibt es einen Ort namens Amethyst Harbour. Dort gibt es den violetten Quarz in großen Mengen, wenn auch selten in Edelsteinqualität. Der Ruhm von Idar-Oberstein, dem deutschen Edelsteinzentrum, beruht ebenfalls zu großen Teilen auf Amethyst-Funden. Früher kamen die dort verarbeiteten Steine aus den Zillertaler Alpen. Als die lokalen Vorkommen ausgeschöpft waren, wurden die Edelsteinverarbeiter von deutschen Emigranten aus Südamerika beliefert. Russische Amethysten, die vor allem im Winter im Ural abgebaut wurden, waren einst berühmt für ihre besonders schöne Farbe die sogar im Kunstlicht prachtvoll leuchtete. In Tibet fanden sich Amethyst-Rosenkränze. Der Edelstein wurde Buddha gewidmet und sollte die Klarheit des Geistes fördern. In Sri Lanka finden sich immer wieder Steine, die durch natürliche Erdbewegungen an die Oberfläche kommen.
Bevorzugt findet sich der Amethyst jedoch im Inneren von Achatmandeln und Drusen in Eruptivgesteinen. Es wird vermutet, dass der bisher größte Fund im Jahr 1900 in einem Hohlraum in Rio Grande do Sul gemacht wurde. Die Mandel hatte ein Ausmaß von zehn mal fünf mal drei Metern und wog schätzungsweise acht Tonnen. Die dunklvioletten Amethysten, manche so groß wie eine Männerfaust, wogen insgesamt rund 700 Zentner. Ein 200 Kilogramm schweres Stück dieses Fundes kann heute in einem Museum in Washington bewundern werden. Zuletzt hat ein Fund in den USA Schlagzeilen gemacht. Im Juli 1993 wurde eine Drei-Meter-Druse in Maine gefunden die weit über 1000 Kilogramm verarbeitbare Amethysten enthielt, einige der Kristallen waren 19 cm lang.
Vor allem die in den letzten 100 Jahren gefundenen südamerikanischen Vorkommen haben den Preis des violetten Edelstein gedrückt. Das berühmte Amethystarmband von Königin Charlotte von England, zu Beginn des 18. Jahrhunderts über 2000 Pfund Sterling wert, hat heute einen geschätzten Steinwert von etwa 100 Pfund. Allerdings hängt der Preis sehr von der Qualität der Steine ab, und die Qualität variiert enorm. Das meiste Material aus Brasilien ist hell, eher zart-lila. Steine aus Madagaskar haben in der Regel eher rot-violette Farbtöne. Uruguay liefert die schönsten und intensivsten Farben, die dortigen Steine haben aber oft Unreinheiten. Makellose Steine in klarem Violett erzielen immer noch Karatpreise von weit über einhundert Euro. Werden solche Steine, wie seit mehreren hundert Jahren üblich, mit einer Diamant-Borte montiert, entstehen zauberhafte Schmuckstücke. Es ist also kein Wunder, dass trotz der vielen natürlichen Funde immer noch mühevoll Imitationen und künstliche Steine hergestellt werden.
Bereits in der Antike wurde der Amethyst graviert und zu Skulpturen geschliffen, wie etwa die Trajansbüste, die Napoleon in Berlin erbeutete, belegt. Besonders gut verarbeiten ließ sich der mit weißlichen Lagen gebänderte Amethystquarz, dieser ist im Bezug auf seine Transparenz aber eher eintönig. Beliebt war es früher auch, seinen Wein aus Amethyst-Becher zu trinken. Dies sollte vor den Auswirkungen des Alkohols schützen. Laut der antiken griechischen Sage verwandelte Diana eine von Bacchus geliebte Nymphe in ein Amethyst; daher der Begriff Bacchusstein. Außerdem mischte man alkoholkranken Menschen pulverisierten Amethyst ins Getränk um diese Personen vor dem Delirium zu schützen.